4. Hilfsreise nach Nordindien (2011)
erzählt von Simone Gradl.
Am 25. Februar starteten die 1. Vorsitzende des Vereins „Licht für Tibet“ Simone Gradl und Vereinsmitglied Sonja Fischer zur 4. Hilfsreise nach Indien, Rewalsar. Mit 93 kg Gepäck, hatten sie wieder so manche Überraschungen der Paten für deren Schützlinge mit eingepackt.
Lama Tendar begrüßte die zwei Reisenden in Delhi am Flughafen den 26.02. mit einem weißen Katak, dem Tibetischen Begrüßungsschal. Die anschließende Fahrt führte zum Tibet Camp in Delhi, dort wurden sie von Dr. Nyima und seiner Frau Dorla herzlich aufgenommen. Es blieb nicht viel Zeit zum Ausruhen. Schon am Nachmittag nach dem wechseln der Euros in indische Rupies, in einer kleinen Wechselstube, wurde das Geld umgerechnet und sorgfältig in die Briefe der Paten verteilt. Eine Menge Arbeit, die mit viel Freude und Engagement verrichtet wurde. Das Tibet Camp beherbergt sogar zwei kleine buddhistische Klöster, in denen die beiden Kerzen für einen guten Reiseverlauf angezündet haben. Auch das Drehen der Gebetmühlen gehört zum täglichen Ritual der Tibeter dazu, auch für unsere zwei weißen Tibeterinnen in spe. Die Freundlichkeit der Menschen beeindruckte besonders Sonja, da sie das erste Mal die Eindrücke, den Charme und die Gastfreundschaft der Tibeter erleben konnte. Später am Abend kam das erste Patenkind „Pema“ ein schüchternes Mädchen mit ihrer Mutter in das Hotel, es hat sich riesig gefreut über die Geschenke. Pema ist übrigens das allererste vermittelte Patenkind von Simone Gradl.
Am nächsten Tag 27.02.11 stand ein Ausflug zum Taj Mahal in Agra auf dem Programm. Das rege indische Treiben auf den Straßen, vermischt mit Eselskarren und hunderten von Fahrrädern ließen den Eindruck eines riesigen Ameisenhaufens entstehen. Ständiges Hupen und kreuz und quer fahren, dies wäre auf Deutschlands Straßen schier eine Katastrophe. Doch dort scheint der Verkehr einer gewissen unverständlichen Dynamik zu folgen und jeder kommt trotzdem voran. Taj Mahal beeindruckte durch seinen besonderen Zauber. Die Fahrt mit einem Kameltaxi sorgte für einen Riesenspaß im exotischen und farbenfrohen Indien.
Auf dem Rückweg zum Camp wurde ein privates Krankenhaus besucht, indem das Patenkind von Benjamin Gradl „Kusang“ lebt, sie ist die Nichte von Lama Tendar. Mit dem Patengeld finanziert sie sich ihre Ausbildung zur Krankenschwester. In einem indischen städtischen Krankenhaus dürfen Tibeter keine Ausbildung absolvieren, wenn sie nicht einen Indischen Pass vorweisen können, den haben die aller wenigsten.
Am anderen Tag ging die Reise sehr früh weiter Richtung Dharamsala, vorbei an Wohnsiedlungen, Wellblechhütten und an vielen dahin streunenden Hunden. Die Gegensätze von Reichtum und Armut sind in Indien sehr nah zu erleben. Eine elfstündige Fahrt führte entlang von Weizenfeldern, Lehmhütten, Strohhütten und armen Menschen. Kühe, die in Indien als Heilig gelten, gingen gemächlich mitten auf der Straße entlang und genossen ihre tierische Autorität, sie haben immer Vorfahrt. Die Trip führte über hohe Berge, viele Kurven ließen die Straßen in Serpentinen nach Oben ansteigen. Himachal Pradesh kommt langsam in Sicht, es lag noch sehr viel Schnee auf den dahinter liegenden Bergen und es wurde spürbar kälter. Dharamsala selbst ist eingebetet in über 4000 m hohe Gebirgsketten, die sie von drei Seiten umfassen, das Tal erstreckt sich in die Nord-Südliche Richtung. Eine Atemberaubende Aussicht auf die weiten Kiefernwälder und Gebirge bringen die Schönheit und Einsamkeit des Himalayas sehr nahe. „Dolka“ eine Verwandte von Lama Tendar begrüßt die Gruppe mit Tee nach der Ankunft, dass lässt die Strapazen der langen Autofahrt schnell vergessen.
1.3.11. Sehr früh am Morgen, stand bereits das nächste Patenkind „Rinzin“ vor der Türe des Zambala Hotels. Es folgten noch weitere Besuche an diesem Tag von 10 Patenkindern die hier leben, aus unterschiedlichen Familien. Das Hotelzimmer war voller Menschen die erwartungsvoll mit ihrer Seligen Ruhe warteten, bis sie an die Reihe kamen, um ihre Patenschaft zu erhalten. Geld, Briefe, gebrauchte Kleidung, allerlei Geschenke all dies war im Gepäck aus Deutschland mitgebracht worden. Die Einladung von „Dolkar“ zum Momo Essen wurde, nach einem anstrengenden aber glücklichen Tag, dankbar für den Abend angenommen. Die Gastfreundschaft beeindruckte besonders Sonja von Tag zu Tag immer wieder aus Neue und sie empfand es als sehr herzlich und wunderschön, so angenommen zu werden.
Auch eine Musikveranstaltung wurde besucht, wobei die beiden vorher nicht genau wussten was sie dort erwartete. Die Überraschung war dann sehr groß über die hervorragenden Darbietungen. Tibetische Studenten spielten live traditionelle tibetische Musik und führten dazu alte Tänze auf. Die Studenten studieren in Dharamsala an der Universität der Tibetischen Exilregierung, sie leben dort ohne ihre Eltern und Familien. Diese sind in Tibet zurück geblieben, nicht jedem ist eine Flucht möglich, die stets lebensgefährlich über vereiste und verschneite Pässe führt. Eine Rückkehr nach Tibet ist voraussichtlich nie mehr möglich, sollte sich die Politik der Chinesen gegenüber den Tibetern nicht drastisch verändern und endlich Mitgefühl zeigen.
Simone Gradl hatte Spendengelder von Sabine Holler aus Amberg bekommen, für spontane Hilfe und sie sollten nach Bedarf verteilt werden. Einen Teil davon erhielten nun diese Studenten, die sich überglücklich bei „Licht für Tibet“ bedankten. Es ermöglicht ihnen sich eine Kleinigkeit extra zu leisten z.B. eine Tasse Kaffee in einem Restaurant. Was für uns selbstverständlich ist „eine Tasse Kaffee“ ist für diese Menschen etwas ganz besonderes.
2.3.11. Zum Frühstück wurden die zwei Reisenden bei einer 7 köpfigen Familie eingeladen, diese lebt in einem einzigen Raum. Dort spielte sich alles ab, dass Kochen, Wohnen und Schlafen, wie bei uns in Europa vor hunderten von Jahren. Es gab frisches Fladenbrot und Ingwertee, dazu Kapse ein traditionelles Neujahrsgebäck. Auch hier ist die Gastfreundschaft wieder sehr groß, es wird das Wenige geteilt. Der Verein konnte für diese Familie jetzt 4 Patenschaften vermitteln, dadurch ist es den Kindern möglich endlich die Schule zu besuchen.
Nachmittags wurde Tenzin Moenkyi besucht, sie lebt mit ihren Eltern in einer Schule, die Mutter beaufsichtigt eine Gruppe Mädchen die dort im Internat untergebracht sind. Die Tochter erhält die Zuwendungen ihres Sponsors überreicht, Geschenke, Brief und das Geld. Ihre Mutter erzählte dass ihr Mann sehr krank sei und sie ihm eine Niere gespendet hat, auch müsste er viele teuere Medikamente einnehmen die oft nicht bezahlbar sind. Simone und Sonja sind sehr betroffen und versuchen für diesen Mann einen Sponsor zu finden.
Anschließend geht die Fahrt weiter in das „Norbu Lingkha Institut“, ein Zentrum für Handwerksarbeiten aus der Tibetischen Kultur. Hergestellt werden Thangkas, Statuen, religiöse Gegenstände, Teppiche und vieles mehr. Ebenso gibt es dort ein Kloster um den Tibetischen Buddhismus weiter zu lehren.
Am Abend kamen noch einige Paten vorbei um Briefe für die Sponsoren mitzugeben. Die siebenköpfige Familie wurde anschließend zum Pizza Essen eingeladen, die Augen der Kinder waren riesengroß vor Freude und Dankbarkeit.
3.3.11. Noch eine Woche vor der Heimreise und es ist noch viel zu erledigen. Bereits um 7.00 Uhr wurde losgefahren, dass Reiseziel hieß „Rewalsar“ am Tso Pema See. Die Morgensonne blinzelte gemächlich über die Bergspitzen und der Nebel zog langsam die Hänge hinauf. Ein wunderschöner Tag erwachte in der noch nächtlichen Kälte. Die Fahrt führte nach „Tashi Jong“ ein Tibetisches Kloster, im Ort Maranda legte man einen kurzen Zwischenstopp ein. Patenkind „Dekyi Paldon“ von Prof. Dr. Röhl wurde besucht, um Brief und Geld zu übergeben. Dekyi bereitete sich gerade auf ihre Abschlussprüfung der 10. Klasse vor.
Im Tashi Jong begrüßten die Mönche die kleine Reisegruppe sehr herzlich und lud sie zum Frühstück ein. Für 6 Mönchskinder wurden die Patengelder übergeben, die Freude ist groß als sie auch noch Malstifte geschenkt bekamen. Einige T-Shirts fanden sich noch für die Mönche und einer bekam sogar noch passende Schuhe. Der junge Mönch „Khenpo Jampa Yonten“ unterrichtet die kleinen Mönche. Da er zurzeit auch sehr krank ist und Medikamente benötigt, wäre gerade für diesen Lehrer ein Sponsor sehr wichtig.
Nach der Rückkehr von Simone in Deutschland wurde bald ein Sponsor für Khenpo gefunden, die Freude ist groß wenn’s so schnell funktioniert.
Losar, das Tibetische Neujahrsfest begann, die Mönche in den Klöstern und auch hier im Tashi Jong halten Pujas ab, religiöse Zeremonien mit Trommeln und Hörnern. Laut erklangen Mantren im Gleichklang und heilige Schriften wurden gelesen. Die beiden Damen eingeladen daran teilzunehmen, erlebten das Fest hautnah mit. Es gab noch einen buddhistischen Segen vom Abt des Klosters dem „9th Khamtrul Rinpoche Shedrub Nyima“.
Die Reise ging weiter, vorbei an vielen kleinen Dörfern in denen das Leben pulsierte, viele kleine Läden wie Schneider, Friseure, Fahrradladen und Obst- und Gemüsehändler. Ein farbenfroher Umzug von Hindus mit viel lauter Musik zog durch Mandi. Nach ca. 27 km ist endlich Rewalsar in Sichtweite, mächtig blickt die Statue von Padmasambhava in das Tal und auf den Tso Pema See hinab. Die Begrüßung von Lama Tendars Mutter „Ani Sonam“ und ihren Freunden war sehr herzlich. Schon kommen die ersten Patenkinder und es werden wieder Briefe, Gelder und Geschenke verteilt.
Abends soll es „Tupa“ die Neujahrssuppe geben. Simone und Sonja mussten kneten, Lamas´s Cousin „Tenzin“ zeigt ihnen wie es geht. Der fertige Teig wurde in Tüten verpackt und „Laka“ nimmt ihn mit zum Segnen lassen. Später bei der Zubereitung der Suppe, wurde in den Nudeln Neujahrswünsche versteckt, dass war ein Riesenspaß für alle.
4.3.11. Rewalsar ist ein kleiner gemütlicher Ort, mit sehr vielen armen aber sehr freundlichen Menschen. Bereits am Vormittag kommen die Patenkinder, einer nach dem anderen und das gleiche Ritual, Briefe, Gelder und Geschenke wurden verteilt. Auch die mitgebrachten T-Shirts, Hosen, Jacken und Mützen fanden neue glückliche Besitzer. Sogar ein Satz Fußballtrikots vom S.V. Loderhof konnte an Mönchskinder weitergegeben werden. Die Freude war groß, sofort wurden die Anzüge angezogen und ausprobiert. Vitamintabletten gespendet von der Marien Apotheke aus Sulzbach-Rosenberg, wurden besonders an ältere Menschen abgegeben. Der Strom der Besucher riss nicht ab, viele brachten Neujahrsgebäck, Kekse, Obst und Geschenke vorbei, als Geste der Freundschaft und Verbundenheit. Simone und Sonja waren gerührt.
5.3.11. Endlich Neujahrstag, mit Böllerschüssen am Morgen begann der Tag sehr laut. Eine Fahrt in die Berge war angesagt, dort leben Nonnen und Mönche in Höhlen um zu Beten und zu Meditieren. Ani Nogchun, „Ani“ heißt Nonne, sie lud zum Essen ein, es war sehr beeindruckend wie sie wohnt und einfach zu sehen wie man mit wenigen Dingen sie auskommen kann.
Zurück in Rewalsar traf man Tenzin einen junger Mann, er spricht ein sehr gutes Englisch. Er wird für das zweite Kinderbuchprojekt von Christl Kasper, Geschichten aufschreiben aus dem Alltag und Leben der Tibetischen Schulkinder. Die Übersetzung ins Deutsche übernimmt ein Freund. Dadurch kann nun ein weiteres Arbeitsbuch für die Deutschen Schulen entstehen,
der Erlös kommt wieder „Licht für Tibet“ zu Gute, eine sehr schöne Idee und ein großzügiger sozialer Beitrag von Frau Kasper.
7.3.11 Mandi steht auf dem Programm, dort wohnt die Schwester von Lama Tendar und noch einige Patenkinder. Es war schön zu erleben, wie sich die Kinder über die Geschenke freuten und mit den Sponsorengeldern können nun diese Kinder endlich eine Schulausbildung erhalten. Für deren Zukunft unumgänglich. Nyima ein Mönch erzählte dann warum die Tibeter sehr gut gekleidet sind und führte Simone und Sonja auf den Secondhand Markt. Dort waren Berge von Kleidern aufgetürmt, sie kommen aus der ganzen Welt. Außer dem Händler sind hier keine Inder zu sehen, sie ziehen solche Kleidung nicht an. So haben die Tibeter große Auswahl und kaufen sich z.B. für umgerechnet 1-2 Euro einen Pulli oder eine Hose. „Das Leben der Tibeter im Exil in Indien“ nur geduldet und nicht anerkannt, lässt nun vieles aus einem anderen Blickwinkel erkennen.
8.3.11. Ein wunderschönes Erlebnis, bei Sonjas Patenkind „Dechen“ bekamen Simone und Sonja eine Tibetische Bluse geschenkt, als Erinnerung an den Besuch und an das persönliche Kennenlernen. Das anschließende üppige und scharfe Abendessen ließ auch diesen Tag wieder schön ausklingen.
Die letzten ereignisreichen Tage waren wie im Flug vergangen, die vielen Eindrücke und herzlichen Begegnungen mussten auch erst verinnerlicht und verarbeitet werden. Dazu eignete sich ganz besonders ein Spaziergang am See und in die karge Natur hier in Rewalsar, die doch auch einen Hauch aus Tibet an sich trägt. Sicherlich auch Wehmut, der hier lebenden Tibeter an die ferne Heimat, doch sie tragen es bzw. „ertragen“ es mit ihrer steten Freundlichkeit sehr gelassen. Jedenfalls wirkt es so auf die Besucher.
9.3.11. Ganz früher Aufbruch nach Delhi, begleitet wird die Fahrt von vielen LKW´s. Vorbei an Weizen- und Reisfeldern, eingebetet in eine wunderschöne Landschaft und wieder das „Kühe haben immer Vorfahrt Schauspiel“ lässt nun schon gewisse Insider aus den beiden Damen werden. Wildlebende Affen turnen in den Bäumen umher, es geht wieder Richtung Süden. Nach 12 Stunden Fahrt ist Delhi erreicht, staubig und heiß, ein großer Kontrast zum kühlen bergigen Rewalsar.
Die letzen beiden Tage verbrachten Simone und Sonja bei Dr. Nyima und seiner Frau Dorla in Delhi, bevor am 11.3.11. die Heimreise angetreten wurde. Lama Tendar verabschiedete sich am Flughafen mit einem Katak und dankte noch einmal im Namen aller für das Kommen und die Geschenke.
Im Rückblick auf diese Reise, waren wohl die Gastfreundschaft und „das wenige miteinander Teilen“, die Wärme und die Herzlichkeit der Menschen im Vordergrund. Das sind die kleinen Geschenke und Wunder im Leben.
Materiell gesehen sind viele Tibeter hier in Indien arm, aber in ihrem Wesen sehr Reich.
[Not a valid template]
Tashi Delek!
69. Patenschaft vermittelt!
Spendenkonto
Wer die ärgste Not lindern will, kann auf das Konto von “Licht für Tibet” bei der Raiffeisenbank Sulzbach-Rosenberg spenden:
BIC: GENO DEF1 SZH
IBAN: DE967 526 170 0000 068 025 7
Zu den Bildern:
- 10. Hilfsreise nach Nordindien (2019)
- 9. Hilfsreise nach Nordindien (2018)
- 8. Hilfsreise nach Nordindien (2017)
- 7. Hilfsreise nach Nordindien (2016)
- 6. Hilfsreise nach Nordindien (2015)
- 5. Hilfsreise nach Nordindien (2012)
- 4. Hilfsreise nach Nordindien (2011)
- 3. Hilfsreise nach Nordindien (2010)
- 2. Tibet Woche (2010)
- 2. Hilfsreise nach Nordindien (2010)
- 1. Hilfsreise nach Nordindien (2008)
- 1. Tibet Woche (2008)